Mehrtägige Busausfahrt nach SyltEin persönlicher Reisebericht
Auf der Fahrt über die dänische Insel Röm zum Fähranleger machen wir die ersten Beobachtungen: Ringelgänse, Feldlerche, Rotschenkel, Sandregenpfeifer und immer wieder Austernfischer. Schon gegen 7 Uhr sind wir an der Fähre, unsere geplante Überfahrt ist 10.15 Uhr! Es wird verhandelt: Wir können schon um 8 Uhr fahren. Toll! Schnell ein gutes Stück zurück, da hatten wir einen großen Schwarm Ringelgänse gesehen, die wir nun ganz ausführlich vom Bus aus beobachten können. Entsprechend früh ist auch unsere Ankunft im Klappholttal: Kein Zimmer ist beziehbar. Also wird gleich eine erste Zusatzexkursion eingeschoben. Mit dem Bus geht es zum Morsum-Kliff. Schon dabei treffen wir auf erste Besonderheiten und Höhepunkte wie Kampfläufer und Goldregenpfeifer (erst ca. 6, dann auf dem Rückweg 20-30 !), aber auch Graugänse mit Jungen, Rot- und Grünschenkel, Säbelschnäbler, Kiebitze im Balzflug erfreuen uns. Rückkehr ins Quartier zum Mittagessen, das sich - für die meisten - mit Nachschlag als gut und reichlich herausstellt. Dann, ca. 14 Uhr, wollten wir endlich unsere Unterkünfte beziehen, aber immer noch sind nicht alle Räume fertig, nur wenige Schlüssel können ausgeteilt werden. Wir bringen alle unsere Koffer ins "Krähennest", unseren Gemeinschaftsraum. Klaus kann endlich schlafen gehen. Wir brechen auf zur vorgezogenen (erst für 16 Uhr geplanten) ersten Erkundung unserer unmittelbaren Umgebung: am Wattenmeer entlang bis zur Vogelkoje. Dabei setzt Regen ein, also Abbruch, Rückkehr ins Klappholttal. Dort erwartet uns eine erneute Enttäuschung: immer noch nicht sind alle Schlüssel verfügbar. (Zum Teil sind die einfach mit der Arbeit nicht nachgekommen, angeblich hatten an die 100 Personen an dem Tag gewechselt, zum Teil gab es aber auch einigen Ärger wegen eigenmächtiger Zimmer-Zuteilungen entgegen den vorherigen Absprachen.) Der arme Erwin muss da viel aushalten und durchsetzen!Nach dem Abendessen dann gemeinsames "Hocken" im Krähennest bei Bier, Wein etc. Erstes Aufarbeiten des bisher Gesehenen, Anlegen einer Liste der beobachteten Vogelarten. Schon um 21 Uhr sind auch die letzten so geschafft, dass nur noch eines geht: ab in die Koje! 2. Tag: Die ganze Nacht hatte es geregnet, morgens war es zuerst zwar trocken, dann bei der Abfahrt nach dem Frühstück setzte aber wieder Regen ein. Die Fahrt ging nach List, am Hafen boten ein paar traurige Stände alten Gruscht als Antiquitäten an - und einer verkaufte Regenschirme! Wir sind trotzdem ausgestiegen, konnten ein paar Vögel am Hafenbecken beobachten: einige Eiderenten-Weibchen, einen Steinschmätzer, Silbermöwen. Es folgte eine Fahrt in die Ellenbogenspitze, das nördlichste Ende der Insel, wo wir lange herumgefahren sind, es regnete immer noch. Wir wollten trotzdem raus und sind dann ca. 2 km zum Hafen List zurückgelaufen, wobei das Wetter deutlich besser wurde. Unterwegs machten wir 'reiche Beute': neben Reiher-, Tafel- und natürlich Stockenten, etlichen Herings- und Silbermöwen erfreuten uns z.B. Pfuhlschnepfen. Nach dem Mittagessen (es gab Lammkeule!) ging es um 14.30 zum Rantumer Becken. Dort erwartete uns eine überwältigende Artenvielfalt. In der Luft wogten und webten - durchaus mit dichten Fischschwärmen vergleichbar - Tausende bis Zehntausende von Wat- und Wasservögeln in völlig unvorhersehbaren Mustern über den Himmel, ließen sich dann irgendwo kurzzeitig nieder, stiegen wieder auf - ein grandioses Naturschauspiel, das uns tief beeindruckte. Was wir aus der Nähe sahen, teils mit bloßem Auge, teils gut durchs Fernglas oder wunderbar klar, farbig und groß durchs Spektiv, das war nicht minder begeisternd: Eiderenten 'satt', eine Gruppe von Mittelsägern, Flussseeschwalben, Brandseeschwalben, Sturm-, Silber-, Herings- und Lachmöwen, Alpenstrandläufer, den extrem seltenen Meerstrandläufer (das war vielleicht eine Aufregung unter den Experten!), Steinwälzer, diverse Entenarten - und einen Seehund, der uns ein ganzes Stück begleitete. Durch das überreiche Angebot haben wir total die Zeit verloren! Zum Schluss musste der Bus umdirigiert werden (telefonisch wie gut, dass Christoph ein Handy hat!), dann fehlten 5 Teilnehmer, die, weil die anderen ja einfach nicht nachkamen -wegen s.o. - schon allein weit vorausgegangen waren, sodass die also nicht wissen konnten, wohin der Bus inzwischen ... Naja, wir kamen dann schließlich mit 30-minütiger Verspätung doch noch alle zum Abendessen. Der Abend klang dann aus beim gemütlichen Zusammensitzen im 'Glashaus', was jetzt eine kleine Kneipe ist. So gegen 23.30 waren auch die letzten verschwunden. 3. Tag: Regen von Anfang an. Zwar fahren wir wie geplant nach Keitum, laufen auch trotz Dauerregen ein gutes Stück, doch gibt es keine Neuauflage des vorherigen Tages: neben einem großen Schwarm vom Ringelgänsen, den wir erst intensiv beobachten können, dann durch unseren Vorbeimarsch aufschrecken, um ihn danach wieder beruhigt und niedergelassen weiter anzusehen, fällt uns vor allem ein Kiebitzpaar auf, das bei unserer Annäherung (auf dem ganz normalen Weg neben dem Feld) überaus erregt und heftig reagiert. Des Rätsels Lösung: Sie führen Junge, kleine kaum erkennbare Federbällchen. Naja, dann! Wir machen, dass wir weiter kommen. Auch am Grünen Kliff gibt es keine nennenswerten Neuentdeckungen. An diesem letzten Tag auf Sylt macht uns das Wetter schon einen Strich durch unsere Hoffnungen. Den Abend nutzen einige der Teilnehmer, um sich von der Gruppe und vom gemeinsamen Abendessen abzusetzen: Sie wollen - wenn schon einmal auf Sylt - unbedingt Fisch essen, fahren mit dem Bus nach List und tun genau dieses: Fisch essen. Danach treffen sich fast alle wieder im Glashaus. Die Rückfahrt war lang, weil tagsüber: sehr lang. Klaus fuhr wie immer umsichtig, zügig - soweit er konnte - und gut. Trotzdem war es sehr spät in der Nacht, bis wir wieder 'daheim' waren. Fazit: Trotz Mühsal (Fahrt bzw. Rückfahrt), schlechtem Wetter (ganz so viel hätte es nicht regnen müssen) war es eine gute, lohnende Exkursion (wie auch die folgende 'Liste der beobachteten Vogelarten' zeigt), die uns einige Beobachtungen gebracht hat, die wir nicht missen möchten. Holger Goergens
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